21. Januar 2011
Wenn immer Hun Sen irgendeine Schule, Brücke, Straße oder andere Konstruktionen öffentlichwirksam einweiht, geht dies stets mit einer öffentlichen Rede des Premierministers einher. Die Zeitungen sind am Tag danach meist voll mit seinen Ansichten und Kommentaren, bei denen er nie ein Blatt vor dem Mund nimmt und mitunter auch ins Schwadronieren fällt.
Schauplatz war in dieser Woche ein Krankenhausneubau in der Provinz Kampong Cham. Zunächst stand die Beförderung seines Sohnes und wohl aussichtsreichsten Nachfolgers Hun Maneth zum Generalmajor auf der Tagesordnung, die er wortreich verteidigte. Die zwei Sterne sind allerdings noch nicht allzu viel – Papa hat schließlich deren fünf. Betrachtet man das Alter des Filius – zarte 33 Jahre – erscheint die Frage nach der Berechtigung der Beförderung auch durchaus berechtigt. Aber eines der Wesensmerkmale der kambodschanischen Armee ist es, mit den Generalsrängen nicht zu geizen: Bezogen auf die Größe der Streitkräfte hat kein Land der Welt mehr Generäle als Kambodscha. Das liegt daran, dass Geld und Beziehungen wichtiger sind als irgendeine Qualifikation. Zwar haben fast alle hochrangigen Persönlichkeiten im Umfeld der regierenden Kambodschanischen Volkspartei (KVP) aufgrund der kriegerischen Vergangenheit des Landes mal irgendwie eine Waffe in der Hand gehabt und an irgendeiner Front miteinander – wohl mitunter auch mal gegeneinander – als Soldaten gekämpft. Dennoch kommt es vor, dass Zivilisten direkt zum Generalleutnant (drei Sterne) befördert wurden, obwohl die noch nie eine Offiziersschule, die diesen Namen zu recht getragen hätte – geschweige denn eine Führungsakademie –, von innen gesehen hatten. Also ist es durchaus zu rechtfertigen, dass Westpoint-Absolvent Hun junior auf der Karriereleiter schon soweit oben steht, denn neben seinem formalen Rang übt er im Gegensatz zu vielen anderen Generälen als Chef der Anti-Terroreinheit sogar echte Befehlsgewalt aus. Darüber wird er sich sicherlich freuen: In den USA wie in vielen anderen Staaten mit halbwegs professionell geführten Streitkräften wäre Hun Maneth derzeit höchstens Major und der Generalsrang noch mindestens zwölf Jahre harter Arbeit entfernt.
Diese Beförderung zu verteidigen war also ein leichtes für den Premierminister, was angesichts seiner hegemonialen Stellung und seines personalisierten Regierungssystems aber gar nicht notwendig gewesen wäre. Da er wohl noch Zeit hatte, teilte er – immer wieder gerne – gegen die Opposition aus, die er nicht schwächen, sondern „tot“ sehen wolle. Auch wenn zunächst nicht klar war, auf wen genau er abzielte, stellte sich später heraus, dass damit primär der Bürgerrechtler Lao Mong Hay gemeint war. Der hatte aus sicherer Entfernung in Hongkong, wo er schon seit einigen Jahren lebt, von einer kambodschanischen Revolution nach tunesischem Vorbild gesprochen. Auf solche Äußerungen reagiert Hun Sen generell allergisch; in Form eines in Kambodscha wohl bekannten Hunde-Sprachbildes kündigte er an (auf eine weitere möglich verzerrende Übersetzung soll an dieser Stelle verzichtet werden):
„I would like to send you a message that if you provoke or foment a Tunisiastyle-revolt, I will close the door to beat the dog this time. This guy, if he enters Cambodia, will face arrest. (…) This guy says Cambodia should look to the style of Tunisia: if you dare to gather [the people] to do that please come, don’t say such silly words … I will beat you on the head.”
Die Phnom Penh Post, die hierfür als Quelle diente, verkniff sich die Einschätzung, ob diese Drohung denn ernst zu nehmen sei. Dem kann man sich wirklich nur anschließen.