Knapp eineinhalb Jahre nach den Schüssen auf eine Menge streikender Näherinnen in der Stadt Bavet an der Grenze zu Vietnam hat das Gericht der Provinz Svay Rieng den Schützen und ehemaligen Stadtgouverneur Chhouk Bandith zu einer achtzehnmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Durch die Schüsse waren drei junge Frauen schwer verletzt worden, die außerdem zusammen 9500 US-Dollar Schmerzensgeld erhalten sollen. Der Fall war auch in Deutschland bekannt geworden, da in der Fabrik Schuhe für den fränkischen Sportartikelhersteller PUMA gefertigt werden.
Anders als bei Kambodschas – tatsächlichen oder potentiellen – Regimekritikern, die bereits für eine Meinungsäußerung eine schnelle Aburteilung und eine lange Gefängnisstrafe fürchten müssen, fällt die Verurteilung äußerst milde aus. Vor allem die Begründung der „fahrlässigen Körperverletzung“ halten nicht nur die Geschädigten und ihre Anwälte für unzureichend; sie hatten vielmehr von einem „Mordversuch“ gesprochen. Trotzdem kann die Verurteilung an sich angesichts der weitverbreiteten politischen Einflussnahme auf kambodschanische Gerichte durchaus als Fortschritt gewertet werden, schließlich gilt Chhouk Bandith als wichtiger Gefolgsmann der stellvertretenden Premierministerin Men Sam An der regierenden Kambodschanischen Volkspartei (KVP).
Ob der Gerechtigkeit Genüge getan wird, hängt jedoch insbesondere noch davon ab, ob der Täter überhaupt seine Haftstrafe wird antreten müssen. Das Urteil wurde in Abwesenheit gesprochen, angeblich sei sein aktueller Aufenthaltsort unbekannt. Dass er sich aktuell seiner Freiheit erfreut, dürfte jedoch einzig und allein von der schützenden Hand abhängen, die das Regime (noch) über ihn hält.