29. Juli 2010
Das Urteil gegen Kaing Guek Eav, besser bekannt als Duch, beschäftigt in dieser Woche die Weltpresse in erheblicher Weise. Zahlreiche Hintergrundberichte, Analysen und Kommentare sind zu einer Informationsflut angestiegen, in der man leicht den Überblick verlieren kann. Fast alle Beobachter sind sich jedenfalls einig, dass das erste Verfahren nur das Vorspiel, ein Testlauf war für die zweite, weitaus wichtigere Verhandlung gegen die gebrechlichen Greise Nuon Chea, Khieu Samphan, Ieng Sary und Ieng Thirith. Peter Maguire hebt in einem Beitrag für die International Herald Tribune noch einmal die politische Einflussnahme hervor, die auf das Tribunal seitens der kambodschanischen Regierung einwirkt. Nur solange sich der hybride Gerichtshof Hun Sens Willen unterwerfe, werde er toleriert; strebe er aber nach Autonomie – eigentlich die Grundbedingung für eine unabhängige Rechtsprechung – könnte dies sein Ende bedeuten. In einem bemerkenswerten Aufsatz im Cambodia Tribunal Monitor konzentriert sich John Ciorciari auf das Urteil gegen den Kommandeur des Foltergefängnisses S-21: Er spekuliert, dass es eventuell deshalb so milde ausgefallen sei, weil Duchs Zeugenaussage noch im zweiten Prozess gebraucht werden könnte, um die Verantwortung der politischen Führung der Roten Khmer für die begangenen Verbrechen belegen zu können. Außerdem kritisiert er, dass die Richter (noch) nicht ausreichend von ihrer Möglichkeit gebraucht gemacht haben, die Opfer von S-21 zu entschädigen. Dabei ging es den Nebenklägern nicht um eine finanzielle Kompensation, sondern um kostengünstige Initiativen für Gedenkstätten und anderen Formen der Erinnerung. Dies könnte etwa eine Stupa sein, deren Errichtung einige Opfer nun vorgeschlagen haben.