29. Dezember 2010
Es kommt nicht gerade selten vor, dass sich Premierminister Hun Sen öffentlich in Rage redet. Dabei spricht er meist ganz offenherzig aus, was ihm gerade auf der Seele lastet, also keine von PR-Beratern oder Spindoktoren weichgespülten Worte, sondern das wahre Leben – also etwas, was auf Aufschluss über die eigene Person geben kann und oft und gerne zitiert wird. Meist keilt der Regierungschef heftig gegen politische Gegner aus, zu denen in Abstrichen wohl auch nicht näher benannte Umweltaktivisten gehören. Beim zeremoniellen Spatenstich eines 338 Megawatt-Wasserkraftwerks in der Provinz Koh Kong, das 2014 seinen Betrieb aufnehmen soll, meinte Hun Sen, Auswirkungen auf die Umwelt seien eine natürlich Konsequenz von Entwicklung. Ein Tribut an die Natur sei jedenfalls unvermeidlich. Wie ihn die Phnom Penh Post weiter zitiert, machte der Premierminister eine „bizarre“ Anspielung auf vorgeschlagene Steuern auf Karbonemissionen in anderen Ländern: Nur der Wind, den wir atmeten, sei kostenlos, aber in anderen Ländern müsse man dafür zahlen. Selbst Fürze würden besteuert, und obwohl das nicht zugegeben würde, sei dies impliziert, wenn über den Wert der Biodiversität gesprochen würde.
Auch wenn selbst nach mehrmaliger Lektüre nicht ganz klar wird, was nun wirklich damit gemeint ist, kann man allerdings mutmaßen, ob Hun Sen noch jemanden in seiner engsten Umgebung duldet, der ihn kritisch auf sein öffentliches Erscheinungsbild hinweisen könnte. Auch wenn solche klaren Worte Volksnähe und eine eigene Persönlichkeit beweisen, könnte doch auch der Eindruck entstehen, man sei beratungsresistent. Für einen lang gedienten Regierungschef war dieser Verdacht jedenfalls noch nie ein gutes Signal.