Thailand geht im Grenzkonflikt wieder in die Offensive

28. Januar 2011

Die Lage an der kambodschanisch-thailändischen Grenze hat sich in der Woche nach der Freilassung von fünf der sieben Gelbhemden aus kambodschanischem Gewahrsam wieder angespannt. Erst ging es um ein Schild, das direkt an der Grenze an das Eindringen thailändischer Soldaten erinnern sollte. Die Aufschrift lautete: „Here! is the place where Thai troops invaded Cambodian territory on July 14, 2008.“ Kambodscha beseitigte und zerstörte das Schild nach thailändischen Protesten, stellte aber ein neues auf mit dem recht schlichten Satz: „Here! Is Cambodia.“ Auch das gefiel den Thais nicht, und letztendlich zerstörten sie gemeinsam mit ihren kambodschanischen „Kameraden“ auch dieses Schild.

Und nun sollen auch noch rund einhundert bewaffnete Soldaten Thailands am späten Abend des 27. Januars den kambodschanischen Tempel Ta Moan für zwei Stunden besetzt gehalten haben. Als provozierend haben es die Thais offensichtlich besonders empfunden, dass auf dem Areal des Tempels Keo Sekha Kiri Svarak die kambodschanische Flagge gehisst worden war. Was vielleicht kein Skandal ist, da es sich um einen kambodschanischen Tempel handelt. Das aber ist vor allem Thailands Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva ein Dorn im Auge, der Kambodscha aufgefordert hat, in allen Gebieten, die Thailand für sich beansprucht, die kambodschanischen Flaggen einzuholen.

Man kann sich durchaus fragen, ob es in einem Kindergarten nicht erwachsener und seriöser zugeht. Aus der Beobachterperspektive weitab des Geschehens vielleicht. Aber vor Ort kulminieren eben die innenpolitischen Konflikte Thailands an der Grenze zu Kambodscha. Offensichtlich steht Abhisit dermaßen stark unter Druck, dass er die radikalen Splittergruppen, die seine Regierung noch stützen, nur mit solch fragwürdigen, da die regionale Sicherheitslage ziemlich destabilisierenden Aktionen bei der Stange halten kann. Dass Kambodscha nicht in der Lage ist, mit mäßigenden Handlungen den Konflikt zu beruhigen, kann man dem Land nun wirklich nicht zum Vorwurf machen. Abhisit erscheint wie ein Getriebener, der wechselweise völlig unberechenbar erscheint oder selbst nicht mehr Herr der Lage ist.

Die Regierung in Phnom Penh wird wohl erkannt haben, dass Thailands Nationalisten durch nichts zu besänftigen sein werden, ehe nicht die thailändische Flagge über dem Tempel Preah Vihear weht. Der eigene Gesichtsverlust hält sich zwar noch in Grenzen, aber irgendwann wird auch Hun Sen an einen Punkt kommen, an dem er sich nicht mehr am Nasenring durch die Manege führen lassen will. Völlig auszuschließen, wenn auch weiterhin sehr unwahrscheinlich, ist es jedenfalls nicht mehr, dass sich Thailands innenpolitisches Tohuwabohu in einem etwas größeren bewaffneten Konflikt mit Kambodscha entlädt. Das werden die Strategen in Phnom Penh wohl ähnlich gesehen haben, als sie heute damit begonnen haben, weitere Kampfpanzer in die Region zu verlegen.

Dieser Beitrag wurde unter Politik abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s