Polizei jagt Mönch

30. März 2011

Der ehrwürdige, bereits 1990 ordinierte Mönch Luon Savath ist am Montag aus dem Wat Ounalom geflohen und versteckt sich seit dem an unbekanntem Ort. Wie die Phnom Penh Post berichtet, kam er damit seiner Verhaftung zuvor, weil er am Wochenende an einem Protest von Bewohnern des Sees Boeung Kak, die akut von Zwangsvertreibung gefährdet sind, teilnahm. Außerdem wird ihm eine ähnliche Involvierung in die Landdispute der Gemeinde Chi Kraeng (Provinz Siem Reap) vorgeworfen, wo sich Reisbauern seit zwei Jahren gegen die entschädigungslose Enteignung ihrer Felder wehren.

Luon Savath wird konkret vorgeworfen, dass er gegen die Ordenregeln verstieße. Angeblich hätten die Behörden bereits versucht, ihn seines Amtes zu entheben. Ein Polizeiwagen hatte ihn am Sonntag vom Rathaus bis zur Pagode in der Nähe des Flussufers in Phnom Penh verfolgt, wo bereits andere Polizisten auf ihn warteten. Dennoch konnte er knapp in einem Auto des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte entkommen. Der Beschuldigte wies die Vorwürfe überdies zurück: er habe lediglich die Proteste beobachtet und sich nicht an ihnen beteiligt.

Die Gleichschaltung des buddhistischen Mönchstums in Kambodscha ist ein wichtiges Anliegen der Regierung. Sie beruht vor allem auf den Erfahrungen der Khmer Rouge-Zeit, als Religionen und ihre Würdenträger von den Steinzeitkommunisten gnadenlos verfolgt und ermordet wurden. Der gegenwärtige Modus vivendi reicht bis ins Jahr 1979, als die neue, von Vietnam installierte Regierung die Macht übernahm und den Mönchen von da an die Reorganisation erlaubte. Im Gegenzug wurden die Pagoden politisiert und sämtliche Positionen von den Äbten bis zu den höchsten Würdenträgern an Gefolgsleute der Revolutionären Volkspartei Kampuchea (RVPK), die sich 1991 in Kambodschanische Volkspartei (KVP) umbenannte, vergeben. Diese personelle Durchsetzung reicht bis in die Gegenwart und wird vor allem durch den obersten Patriarchen Tep Vong symbolisiert. Der fungierte bereits 1981 als Vizepräsident der Nationalversammlung für die RVPK und soll sogar eine Vergangenheit als Gefolgsmann der Khmer Rouge haben. 2006 gestand er zwar allen Mönchen das Recht zu, sich aktiv an Wahlen beteiligen zu dürfen, sprach im selben Atemzug allerdings der KVP das alleinige Regierungsrecht zu und rief dazu auf, dass andere Parteien sogar ihre Oppositionsarbeit begrenzen sollten.

Aufgrund der engen politischen Beziehungen der jetzigen Regierung mit Vietnam und ihrer politischen Abhängigkeit, die auch heute noch vorhanden ist, nennen Kambodschas Dissidenten Mönche wie Tep Vong auch gerne Hochimonks – ein Wortspiel, das den englischen Begriff monk für Mönch mit Ho Chi Minh, Vietnams legendären Kommunistenführer, verbindet. Kritiker behaupten, die Politisierung widerspräche den Ordensregeln, die für alle Mönche verbindlich sind. Immerhin gibt es genug Belege, dass es unter Kambodschas Klerikalen ob der politischen Vorgaben reichlich gärt, und nicht immer können die Konflikte unterdrückt werden: Selbst von prügelnden Polizisten attackiert, greifen einige Mönche sogar zum allerletzten Mittel und wehren sich – auch mit körperlicher Gewalt.

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