Gerüchte um KR-Vergangenheit: Außenminister Hor Namhong wehrt sich gegen US-Depesche

Hat das Lager Boeung Trabek knapp überlebt: Widhya Chem, seit 2007 Kambodschas Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland. (Foto: Karbaum)

Die Gerüchte sind nicht neu, kommen nun aber aus einer anderen Richtung: Eine in dieser Woche von Wikileaks veröffentlichte Depesche (02PHNOMPENH1361) der amerikanischen Botschaft in Phnom Penh legt nahe, dass der kambodschanische Außenminister Hor Namhong in die Verbrechen der Khmer Rouge involviert sein könnte. Am 6. Juni 2002 kabelte Alexander Arvizu, der damalige stellvertretende Botschafter der Vereinigten Staaten, eine als geheim klassifizierte Einschätzung über den heute 75-jährigen Politiker der Kambodschanischen Volkspartei (KVP). Der war 1973 noch unter Lon Nol zum Botschafter auf Kuba ernannt worden und 1975 dem Aufruf der Khmer Rouge, alle im Ausland lebenden Khmer sollten in ihre Heimat zurückkehren, gefolgt. Die meisten Heimkehrer wurden ermordet, Hor Namhong und seine Familie überlebten hingegen. Die Depesche behauptet, der heutige Chefdiplomat Kambodschas sei ein Schulkamerad von Ieng Sary gewesen, dem damaligen Außenminister und „Bruder Nr. 3“, obwohl die beiden acht Lebensjahre trennen.

Hor Namhong soll 1975 zum Kommandanten des Lagers Boeung Trabek ernannt worden sein, in dem die teils prominenten Heimkehrer interniert worden. Heute ist der Ort im Süden der Hauptstadt Phnom Penh wieder eine Grundschule, damals jedoch Schauplatz schwerster Verbrechen. Die Depesche behauptet, Hor Namhong und seine Ehefrau seien in die Ermordung „vieler“ Gefangener involviert gewesen, darunter auch eine Schwester von Königin Monineath und deren Ehemann, der wiederum einer Verwandter von Prinz Sirik Matak gewesen ist. Dagegen hat die Familie von Chem Snguon das Lager knapp überlebt: Die anrückenden vietnamesischen Truppen retteten dem Diplomaten knapp das Leben, die Hinrichtung der gesamten Familie war bereits beschlossen. Anlass war eine Denunzierung: Der Sohn Chem Widhya soll einen französischen Radiosender gehört haben. Der mittlerweile verstorbene Chem Snguon war bis in die 90er Jahre Justizminister, sein Sohn hat pikanterweise eine mustergültige Karriere als Diplomat hingelegt und amtiert derzeit im fünften Jahr als Botschafter in Deutschland.

Hor Namhong behauptet bis heute nachdrücklich, selbst Gefangener gewesen zu sein, während überlebende Opfer in ihm seit langem den verantwortlichen Kommandeur erkennen. Der Außenminister hat auch in dieser Woche mit deutlichen Worten die neuerlichen Anschuldigungen zurückgewiesen: Am 14. Juli bestellte er den stellvertretenden US-Botschafter Jeff Daigle in das Außenamt, um gegen den im „höchsten Maße verleumderischen Bericht“, der „unakzeptable, bösartige Anschuldigungen“ enthalte, zu protestieren. Über den Inhalt der Unterredung wollte die US-Botschaft, so AFP, jedoch keine Angaben machen.

In der Vergangenheit war Hor Namhong in dieser Angelegenheit besonders von Oppositionsführers Sam Rainsy attackiert worden. Erst in diesem Jahr war der Präsident der nach ihm benannte Partei SRP in Abwesenheit von einem Gericht in Phnom Penh zu zwei weiteren Jahren Haft wegen Verleumdung verurteilt worden. Ein französisches Zivilgericht hatte Sam Rainsy in derselben Sache ein Jahr zuvor zu einer symbolischen Strafe von einem Euro verurteilt. Im April dieses Jahres hob der französische Kassationshof in Paris das Urteil jedoch endgültig auf: Sam Rainsy kann zumindest in Frankreich nun ungestraft behaupten, Hor Namhong sei Lagerkommandant unter den Khmer Rouge gewesen.

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