
Das Krankenhaus aus der Vogelperspektive. Es liegt direkt am Highway Nr. 3, knapp fünf Kilometer südwestlich von Kampot City. (Foto: Sonja Kill Stiftung)
Kambodschas Gesundheitszentren und Krankenhäuser, vor allem in ländlichen Gegenden abseits der Hauptstadt Phnom Penh, sind bekannt für ihre Unterausstattung und für die nicht selten fehlende Kompetenz des Personals. Auch markerschütternde Geschichten über korrupte Ärzte, die Notfallpatienten krepieren lassen, wenn die Aussicht auf Bezahlung fehlt, sind leider nicht selten. Keine Frage, dass Lebensqualität und -erwartung ganz unmittelbar vom Zugang zu ärztlicher Versorgung abhängen. So gesehen ist die inoffizielle Eröffnung – die formelle erfolgt später im April – des Sonja Kill Memorial Hospital for Children (kurz SKMH) in diesem Monat in Kampot ein wesentlicher Schritt in Kambodschas Entwicklung.
Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass die zunächst als ausschließliches Kinderkrankenhaus geplante Einrichtung privat aus Deutschland finanziert wird. Dr. Winfried Kill, Unternehmer des Jahres 2002 aus Bergisch Gladbach, hat bei einer Reise nach Kambodscha die Rückständigkeit erkannt und dann 2007 in Erinnerung an seine bei einem Verkehrsunfall gestorbene Tochter Sonja mit dem Bau begonnen. Erhebliche Turbulenzen während der Wirtschafts- und Finanzkrise bedeuteten zunächst allerdings einen erheblichen Rückschlag, vor allem auch für Kill persönlich. Davon hat sich das Projekt erfreulicher Weise erholen können und wird mit der anstehenden Eröffnung der Ambulanz und der Bettenstation seinen Betrieb langsam hochfahren. In rund zwei Jahren soll das Krankenhaus dann voll ausgelastet sein – mit Chirurgie, Geburtsklinik und Pädiatrie. Obwohl dezentral im Süden direkt an der Küste errichtet, hat das Krankenhaus ein Einzugsgebiet von rund zwei Millionen Menschen – und trotz vorhandener Alternativen dürften angesichts der exzellenten technischen Ausstattung für Behandlungen selbst einige Hauptstädter den Weg ins 170 Kilometer entfernte Kampot antreten.
Das Budget wird im Vollbetrieb rund 1,5 Mio. US-Dollar jährlich betragen. Auch hier steht die Kill-Stiftung mit einer Anschubfinanzierung zur Verfügung. Dennoch gilt der nachhaltige Betrieb des Krankenhauses, in dem auch Erwachsene behandelt werden, als große Herausforderung. Der kambodschanische Staat hat immerhin das mehrere Hektar große Areal kostenlos zur Verfügung gestellt, auf dem der Architekt Hans Haff in einer bemerkenswerten Kombination aus Funktionalität im Bauhaus-Stil und kambodschanischer Architekturtradition das Krankenhaus in Campus-Form errichtete. Die technische Ausstattung genügt modernsten Standards und dürfte auf lange Zeit in ganz Kambodscha konkurrenzlos sein. Allein das Überdrucksystem, das für die Chirurgie installiert wurde, wird mögliche Kontaminationen verhindern. Auch Notfallstromsysteme oder die Trinkwasseraufbereitung gehören zum Besten, was aktuell technisch möglich ist. Die Kosten für Bau und Ausstattung belaufen sich auf acht Millionen Dollar und stellen damit zweifellos eine gewichtige Ergänzung zur staatlichen Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands dar, die sich neben ländlicher Entwicklung ebenfalls auf den Gesundheitssektor fokussiert.

Dr. Yos Phanita erklärt das Überdrucksystem der Chirurgie, mit dem die Kontamination des Operationssaals verhindert wird. Das Krankenhaus ist technisch auf dem neusten Stand und wird bei Eröffnung zur modernsten Gesundheitseinrichtung in ganz Kambodscha. (Foto: Karbaum)
Obwohl derzeit noch intensiv um Spenden gebeten wird, ist es das ausdrückliche Ziel, spätestens in fünf Jahren vollständig davon unabhängig zu sein. In einem undemokratischen Land, in dem die Elite Entwicklung nicht mit funktionsfähigen Krankenhäusern und Bildungseinrichtungen gleichsetzt, sondern an der Zahl ihrer Luxusautos und Prunkvillen misst, ist ein solcher Anspruch fraglos nicht einfach zu verwirklichen – wenn auch alternativlos. Daher wird die Behandlung im Krankenhaus nicht kostenlos, aber erschwinglich sein – und wohlhabende Patienten werden deutlich mehr bezahlen müssen als tendenziell mittellose. Die Wirkung des Krankenhauses auf Mütter- und Kindersterblichkeit werde unmittelbar spürbar sein, so Dr. Yos Phanita, Repräsentant der Kill-Stiftung in Kambodscha, in einem lesenswerten Bericht des Southeast Asia Globe. Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 90 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeburten – nicht nur achtzehnmal mehr als in Deutschland, sondern auch höher als in fast allen anderen Ländern Südostasiens. Sie zu reduzieren ist ebenso eines der Millenniumsziele Kambodschas wie die Müttersterblichkeit: Auf 100.000 Geburten kommen in Kambodscha derzeit immer noch mehr als 450 Todesfälle, während es in Deutschland nur zwölf sind. Die Fortschritte sind bisher allerdings eher bescheiden, die Erreichung beider Ziele bis 2015 bleibt eher unwahrscheinlich.
Bau und Unterhalt des neuen Krankenhauses lassen allerdings die Hoffnung steigen, dass medizinische Unterversorgung und sterbende Kinder in Zukunft nicht mehr als selbstverständlich hingenommen werden müssen. Das Projekt der Kill-Stiftung stellt dafür nicht nur einen wichtigen Beitrag dar, sondern ist darüber hinaus auch ein Maßstäbe setzendes Beispiel für den Ansatz „Hilfe zur Selbsthilfe“. Viel, sehr viel private Unterstützung wie hier gezeigt ist eher unüblich (vielleicht abgesehen von einigen amerikanischen Milliardären), eröffnet aber ungeahnte Möglichkeiten. Die Kambodschaner werden bald Farbe bekennen müssen, wenn sie selbst die Verantwortung für das Krankenhaus übernehmen. Dahin ist es noch ein weiter Weg, und deswegen gibt Yos Phanita auch unumwunden zu, dass er seinen Landsleuten auch die deutsche Arbeitseinstellung näherbringen möchte. Langfristig müsse der eigenverantwortliche Betrieb („Ownership“), mit dem erst vor kurzem die erfahrene amerikanische Organisation Hope worldwide betraut wurde, aber in kambodschanische Hände übergehen.
Man kann angesichts der hohen Qualität der Einrichtung durchaus optimistisch sein, was den langfristigen Erfolg des Projekts angeht – auch wenn es in der Entwicklungszusammenarbeit genügend Gegenbeispiele gibt. Denn der Bau eines Krankenhauses ist nur der erste Schritt, der nachhaltige Betrieb aber alle weiteren. Und die werden irgendwann zwangsläufig ohne die Kill-Stiftung gegangen werden müssen.
Bitte das nächste Mal die neuesten Zahlen zur Mütter- und Kindersterblichkeit benützen. Cambodian Demographic Health Survey, 2010: Müttersterblichkeit 206/100,000 Lebendgeburten. Kindersterblichkeit: unter 5 Jahren, 54/1000; Neugeborene 27/1000 Lebendgeburten. Ansonsten ein guter Artikel der die Probleme klar benennt.
Danke für den Hinweis.
das Spital skmh= sonja kill memorial hospital verdient jede unterstuetzung. Aus der Schweiz
sind bereits heute Spitaleinrichtungsmaterialien in der Hoehe von ca US-Dollar 250’000.–
im Spital in Kampot angekommen! Damit kann die Grundausruestung des Ambulatoriums
gestellt werden. weiters muessen noch 150 elektrische Spitalbetten gekauft oder , noch besser,
gespendet werden. Zudem fehlt noch die Innenausruestung der OP- Saele: OP-Tische
Op-Instrumententische , Anaesthesie-Geraete , OP-lampen ( mindestens drei /thee) sowie
Instrumentensets fuer diverse Operationen im Unterbauch und an der Brust, sowie fuer
die Kaiserschnitte bei Geburten! Bitte, helfen Sie mit! Auch groessere Geldbetraege sind
sehr willkommen. Kontakt via http://www.skmh.org
Wir wuerden uns sehr freuen, wenn Sie das skmh unterstuetzen wuerden.
Danke im voraus
Dr. med. Claude Berger, Switzerland
Interessant,etwas ueber das Gesundheitssystem in Kambodscha zu erfahren.Bisher war ich der Meinung,das Land haette den gleichen Standart wie Thailand.Ich wusste nicht,das die Zustaende in den Krankenhaeusern so katastrophal sind.Bleibt zu hoffen,das da bald Abhilfe geschaffen wird.
Herr Grischa Röhrig, Projektleiter vor Ort, hat mich Anfang März – kurz vor Eröffnung- durch das Krankenhaus geführt .Ich konnte mich von der hervorragenden Qualität der Einrichtung überzeugen. Dass auch für die Kinder von „Tani- Perspektiven für Kinder in Kambodscha“ (www.tani.at) im Ernstfall ärztliche Versorgung nach westlichem Standard möglich ist, freut mich besonders.
Helene Philipp
Päd. Leitung „Tani- Perspektiven für Kinder in Kambodscha“