Alles blickt auf Sam Rainsy

“Cambodia is my homeland and my motherland, and I absolutely have to come back in order to save our country. (…) My plans have not changed. Even if I die, it doesn’t matter, I will die as a Khmer (…).”

Klare Ansage. Aber wie jedes ordentliche Drama kommt auch dieses nicht ohne den obligatorischen retardierenden Moment aus: Entgegen den ersten Ankündigungen ist Sam Rainsy (der heute kurzerhand auch noch aus der Nationalversammlung ausgeschlossen wurde, weil die Rechte eines Parlamentsabgeordneten in Kambodscha seit jeher einen – Pardon – Scheißdreck wert gewesen sind) nicht am späten Montagabend nach Phnom Penh zurückgekehrt, sondern hat um 16.05 Uhr Ortszeit von Korea aus auf seinem Facebook-Profil folgende Erklärung abgegeben:

“After consulting with colleagues in Cambodia and a number of international pro-democracy organizations that have suggested that I should arrive in Phnom Penh in broad daylight and that I should also leave some time for diplomatic intervention to materialize with the objective of reaching a peaceful solution to the recent escalation of violence in Cambodia, I am not arriving at Phnom Penh International Airport tonight at 22:20 as originally scheduled, but will be back in Cambodia in the next few days.”

Klingt nachvollziehbar, schließlich muss eine solche Rückkehr ein stückweit  inszeniert werden, doch bei einigen Beobachtern bleiben erhebliche Restzweifel, ob er es in bewährter Manier dann doch noch bevorzugen wird, zu seinem Zweitwohnsitz ins terrorgeplagte Paris zu fliegen. In diesem Fall wäre seine politische Karriere unzweifelhaft beendet, und Hun Sen hätte mit minimalem Aufwand einen existentiellen Triumph erzielt.

Aber das kann ich mir wirklich nicht mehr vorstellen, denn Sam Rainsy weiß sehr genau, was auf dem Spiel steht: alles. Es fragt sich nur, was Hun Sen sich dabei denkt: Es wird von einigen Beobachtern vermutet, er wolle sich des Oppositionsführers entledigen, um das Schicksal der burmesischen Junta zu vermeiden, die die jüngsten Parlamentswahlen krachend verloren hat. Aber ohne die Ikone Aung San Suu Kyi wäre es wohl nie so weit gekommen. Glaubt Hun Sen denn wirklich, mit Sam Rainsy im Gefängnis ließe es sich leichter regieren?

Es werden viele sein, die ihn vom Gegenteil überzeugen wollen. Und das wird ihm noch wehtun. Leider wird es auch andere treffen, aber da müssen die Khmer jetzt durch – genau wie ihr Oppositionsführer.

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