In aller Freundschaft: François Fillon trifft Hun Sen in Phnom Penh

Hun Sen dürfte an diesem Wochenende ein glücklicher Mann gewesen sein: Selten ist es ihm vergönnt, einen Staats- oder Regierungschef einer demokratisch organisierten und international so gewichtigen Nation zu treffen. Am Samstag begrüßte der Premierminister seinen französischen Amtskollegen François Fillon in der kambodschanischen Hauptstadt. Und der brachte auch noch ein überaus großzügiges Geschenk mit, nämlich in dem persönlichen Gespräch auf so lästige Themen wie Menschenrechte, Demokratie und politische Einflussnahme auf das Khmer Rouge-Tribunal gänzlich zu verzichten.

Zugegeben: Als ehemalige Kolonialmacht ist Frankreich schon seit längerem für seinen unkritischen Kurs gegenüber Hun Sen aufgefallen. Dennoch darf man sich durchaus mal die Frage stellen, ob man einen derart umstrittenen Politiker mit einem offiziellen Besuch und einem gemeinsamen Fototermin in seinen Handlungen nicht auch noch bestärkt, als da konkret wären: Wenig bis gar nichts gegen Menschenhandel und Zwangsvertreibungen zu unternehmen, den politischen Wettbewerb mit der demokratisch legitimierten Opposition mit fadenscheinigen Gerichtsurteilen auszuhebeln, die juristische wie moralische Aufarbeitung der Jahrhundertverbrechen der Roten Khmer zu hintertreiben und die allgemeine Entwicklung des Landes durch ein virtuos organisiertes Korruptionssystem erheblich zu behindern.

Wie gesagt, das alles scheinen für Frankreich keine ernsten Themen zu sein, obwohl die Grande Nation mit Diktatoren auch ganz anders verfahren kann, wie ein gewisser Muammar  al-Gaddafi seit einigen Monaten erfahren muss. Man sprach in Phnom Penh dagegen vor allem über wirtschaftliche Fragen, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Ein cleverer Schachzug Fillons, der durch seinen persönlichen Besuch in Kambodscha zweifellos mehr Türen öffnen konnte als jene Unterabteilungsleiter, die gewöhnlich für die Bundesrepublik Deutschland auf Reisen gehen. Trotzdem sind die Margen weiterhin sehr gering: In den letzten sieben Jahren flossen nur rund 500 Mio. Euro an französischen Direktinvestitionen nach Kambodscha, und für das nächste Jahr geht es vor allem um eine moderne Reismühle, die aber immerhin 20 Mio. Euro kosten soll.

Doch diese wirtschaftliche Kooperation wird noch von einer viel größeren symbolischen Geste übertroffen: Frankreich werde Kambodscha bei seiner Kandidatur für einen nichtständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat unterstützen, so ein kambodschanischer Delegationsteilnehmer. Für den wird sich das Land für die Jahre 2014 und 2015 bewerben. Die Chancen dafür stehen aber schlecht, denn Hun Sen hat wegen seiner umstrittenen Innenpolitik gerade in der westlichen Hemisphäre wenige Unterstützer, zumindest jenseits der Entwicklungshilfetransfers, die noch immer recht zuverlässig und ungeachtet aller Fehlentwicklung in Phnom Penh eingehen. Und ob Frankreich Hun Sen bei dessen Bestreben, Kambodscha erstmals in den UN-Sicherheitsrat zu hieven, wirklich so vorbehaltlos unterstützen wird, ist mehr als fraglich: Kambodschas starker Mann wird zweifellos noch eine Rechnung präsentiert bekommen – die Frage ist nur, in welcher Höhe.

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