Kambodschaner weiterhin von Menschenhändlern gefährdet

Kambodscha bleibt sowohl Quell- als auch Zielland im internationalen Menschenhandel. Der jährliche Bericht des US-Außenministeriums Trafficking in Persons Report 2011 stuft Kambodscha im regionalen Vergleich aber dennoch nicht besonders schlecht ein: Mit der Einstufung Tier 2 wird zwar konstatiert, dass das Land zwar nicht im vollem Umfang die Mindeststandards des amerikanischen Trafficking Victims Protection Act erfülle, aber signifikante Fortschritte erziele, sich diesem Ziel anzunähern. In ganz Südostasien wird kein Land besser beurteilt: Singapur, Ost-Timor, Laos und Indonesien werden wie Kambodscha eingestuft, während Vietnam, Thailand, Malaysia, Brunei und die Philippinen leicht schlechter (Tier 2 watch list) abschneiden. Allein Burma wird mit Tier 3 bewertet – dem Land fehle jegliche Absicht, Fortschritte im Kampf gegen Menschenrechte zu erzielen.

Organisierter Menschenhandel in Kambodscha dreht sich vor allem um (Zwangs-)Prostitution und Arbeitskräfte für die Fischereiindustrie. Die meisten Kambodschaner zieht es in erster Linie weiterhin ins benachbarte Thailand, wo sie vor allem in der Landwirtschaft, in der fisch- und meeresfrüchteverarbeitenden Industrie, als Haushaltshilfen, Straßenverkäufer oder Bettler eingesetzt werden. Daneben ist der Bedarf an kambodschanischen Arbeitskräften auch in Malaysia in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen: Wurden 2008 nur knapp 2700 Kambodschaner rekrutiert, waren es zwei Jahre später bereits 16400 – zwei Drittel von ihnen Frauen, die als Haushaltshilfen angeheuert wurden. Mit welchen kriminellen Methoden dabei mitunter vorgegangen wird, wurde erst jüngst an dieser Stelle exemplarisch beschrieben. Die Masche ist dabei jedes Mal die gleiche: Die Arbeitsmigranten müssen sich für die Vermittlung und gegebenenfalls für Qualifizierungen bei den Menschenhändlern hoch verschulden. Diese Schulden müssen sie dann jahrelang abarbeiten – so entsteht ein Abhängigkeitsverhältnis, aus dem es für viele kaum ein Entkommen gibt. Gelockt werden vor allem arme Landbewohner, die den falschen Versprechen der Anwerber oft viel zu schnell Glauben schenken.

Kambodschas Gesetzlosigkeit scheint für die ganze Misere an erster Stelle ausschlaggebend zu sein. Ein Bericht von Voice of America weist korrekterweise darauf hin, dass in die Aktivitäten nicht sehr selten hochrangige Regierungsvertreter involviert sind. Deren Einfluss reicht so weit, dass jegliche Strafverfolgung im Sande verläuft. Natürlich müssen die Hauptnutznießer ihre enormen Renditen in bestimmten Mengen sozialisieren: Polizei und Militär erhalten genauso ihre Beträge wie die Gerichte, die erst gar keine Anklagen gegen die Hintermänner zulassen. Die wiederum sind verpflichtet, ihre Einnahmen mit ihren Vorgesetzten zu teilen, und so wandern die Erlöse aus dem Menschenhandel auch in die Taschen derjenigen, die ein Höchstmaß an politischer Verantwortung genießen. Sie haben mit dem Menschenhandel unmittelbar nichts zu tun haben – profitieren davon aber nicht unerheblich. Man kann darin zumindest einen Interessenkonflikt erkennen, der erklärt, warum Kambodschas Regierung kaum gegen den Menschenhandel vorgeht.

An dieser Stelle verschwimmen zweifellos Korruption und organisiertes Verbrechen. Dass sich daran in den nächsten Jahren etwas ändern wird, bleibt zu hoffen – aber nicht zu erwarten.

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2 Antworten zu Kambodschaner weiterhin von Menschenhändlern gefährdet

  1. Pingback: Schlupflöcher im Malaysia-Moratorium – Menschenhandel läuft weiter wie geschmiert | Kambodscha-Blog

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