Wie so häufig schneidet Kambodscha in internationalen Vergleichsindizes nicht gut ab: Im Global Slavery Index 2014 landet Kambodscha unter 167 Staaten auf einem unrühmlichen 14. Platz. An der Spitze steht übrigens Mauretanien, während Deutschland auf Rang 147 landet und Island den dankbaren letzten Platz einnimmt
In Kambodscha sollen mehr als 155.000 Menschen Opfer moderner Sklaverei sein, also mehr als ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Während die strafrechtliche Auseinandersetzung noch relativ gut beurteilt wird, werden neben den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vor allem die generellen Arbeitsbedingungen angeprangert, die moderne Sklaverei ermöglichen. Auch die gesamtstaatliche Verantwortlichkeit, sich diesem Problem zu stellen, und der Opferschutz, gilt als verbesserungswürdig.
Kambodscha wurde in den letzten Jahren oft mit organisiertem Menschenhandel in Verbindung gebracht, wodurch vor allem junge Frauen aus Vietnam im Nachbarland in Zwangsprostitution geraten waren, die man getrost mit moderner Sklaverei gleichsetzen kann. Gleichzeitig litten und leiden kambodschanische Gastarbeiter, beispielsweise als Hausmädchen in Malaysia oder auf thailändischen Fischtrawlern, unter fürchterlichen Bedingungen. Natürlich hoffen die Menschen, auf diese Weise der bitteren Armut zu entkommen, ahnen aber oft nicht, dass sie vom Regen in die Traufe geraten. Gerade durch das exzessive land-grabbing der letzten Jahre sind Hunderttausende zusätzlich unter Druck geraten, da sie durch den Verlust ihres Ackerlandes unmittelbar in ihrer Existenz bedroht sind.
Trotz allem verwundert es durchaus, dass Kambodscha im Vergleich zum Rest der Welt so schlecht abschneidet. Sicherlich gibt es noch eine Menge zu verbessern, aber es wäre wohl übertrieben zu behaupten, dass das Regime moderne Sklaverei billigend in Kauf nähme. Dennoch kann man der Oppositionspolitikerin Mu Sochua, die sich seit Jahren gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei engagiert, durchaus zustimmen, die von der Regierung fordert, mehr zu tun, damit Kambodschaner im Ausland nicht zum Opfer ihrer Armut werden.