Die Weltbevölkerung steigt und steigt, seit Montag sogar auf über sieben Milliarden, und Kambodscha war bisher dafür bekannt, trotz eines bescheidenen absoluten Anteils relativ gesehen überdurchschnittlich zum Wachstum beigetragen zu haben. Bisher wohlgemerkt, denn laut einem Report der Vereinten Nationen, über den die Phnom Penh Post berichtet, soll Kambodschas Bevölkerung 2011 um gut fünf Prozent gesunken sein – von 15,1 auf 14,3 Mio. Menschen. Gründe dafür wurden nicht genannt.
Wo sind also die 800.000 Khmer? Werden sie überhaupt vermisst? Berichte über tiefgreifende Hungersnöte, tödliche Seuchen oder bürgerkriegsähnliche Zustände, die alle den Verlust an Menschenleben erklären könnten, sind in den letzten Monaten jedenfalls nicht bekannt geworden. Für einen dramatischen Einbruch der Fertilität – etwa durch den flächendeckenden Gebrauch effektiver Verhütungsmittel – gibt es ebenfalls keine empirische Basis.
Es spricht also viel dafür, dass die Kambodschaner ihr Äquivalent zu den berüchtigten Geisterbeamten gefunden haben: den Geisterbürger. Was durchaus Sinn macht, die gespenstischen Staatsdiener müssen schlussendlich auch was zu tun haben. Oder ein hoch bezahlter Statistiker hat sich schlicht verschätzt (vom Vorwurf des Verzählens sollte man eher Abstand nehmen). Vielleicht auch absichtlich, Entwicklungshilfetransfers müssen nun mal irgendwie berechnet und begründet werden.
Ich habe diese Meldung in der Phnom Penh Post auch gelesen; was mir aber noch mehr zu denken gibt, ist der naive Journalismus-Stil, der diese Geisterzahlen ohne Erklärung und unkommentiert an die Leser weiter gibt.
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