Obwohl Gerüchte und Mutmaßungen noch die Überhand gegenüber Fakten und Beweisen haben, hat der Tod des Umweltschützers Chut Wutty am Donnerstag hohe Wellen geschlagen: An einem Kontrollpunkt der Militärpolizei im Kardamomgebirge in der südwestlichen Provinz Koh Kong soll sich der Präsident der Natural Resource Conservation Group geweigert haben, die Speicherkarte seiner Digitalkamera auszuhändigen, mit der er die Abholzung von Palisander, einem hochwertigen Edelholz, dokumentieren wollte. Wie der englische Guardian berichtet, seien zwei Reporterinnen des Cambodia Daily, die Chut Wutty begleitet hatten, an einen unbekannten Ort verschleppt worden. Ein Offizier der Militärpolizei behauptete hingegen, der Aktivist sei bewaffnet gewesen, und außerdem sei bei dem Vorfall auch ein Soldat erschossen worden. Wie die Phnom Penh Post berichtet, sei der Soldat von einer abgeprallten Kugel getroffen worden, als er auf den Wagen des Umweltschützers schoss, und später seinen Verletzungen erlegen.
In den letzten Monaten war die Berichterstattung über die illegale Rodung tropischer Regenwälder in Kambodscha intensiviert worden, insbesondere ein Bericht der Phnom Penh Post im Dezember 2011 erregte Aufsehen. Chut Wutty war bekennender Kritiker der Umweltzerstörung in seiner Heimat, an der sich nur wenige Personen bereichern. Obschon die genauen Umstände noch unklar sind, stellen Oppositionelle den gewaltsamen Tod in eine Reihe mit dem Mord an Gewerkschaftsführer Chea Vichea, der 2004 auf offener Straße erschossen worden war. Wie er gehörte auch Chut Wutty zu den wenigen unerschrockenen Persönlichkeiten, die sich gegen Korruption und Ungerechtigkeit in Kambodscha engagiert haben.
Auch wenn die Titulierung ‚Mord‘ eventuell noch zu früh sein könnte, bedeutet der Vorfall zweifelsohne einen schweren Rückschlag für alle unabhängigen Kräfte in Kambodscha. Aber Angst als politisches Mittel gehört von jeher zum Repertoire der Regierenden – und nun wird sich zeigen, wie sehr sich andere davon beeindrucken lassen. Man mag es ihnen nicht verdenken.
Spurlos wird der Tod des Umweltaktivisten jedoch keinesfalls am politischen Kambodscha vorbeigehen: Anfang Juni finden im ganzen Land Gemeinderatswahlen statt. Vor Jahren hätte jedenfalls niemand an einen Zufall geglaubt. Dass Chut Wutty aber auch Respekt bei einigen Regierungspolitikern genoss, ist jedenfalls unbestritten.
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