22. April 2011
Phnom Penhs Stadtverwaltung hat deutlich gemacht, dass sie keinerlei Proteste gegen die anstehenden Vertreibungen von Bewohnern am See Boeung Kak duldet. Mehr als 1500 Familien droht unmittelbar eine entschädigungslose oder nur irrelevant gering kompensierte Evakuierung aus ihren Häusern, die einem großen Stadtentwicklungsprojekt weichen müssen. Dazu hat die Firma Shukaku Inc. für 99 Jahre eine Fläche von 133 Hektar von der Stadt gepachtet – zu einem Bruchteil des eigentlichen Wertes. Die Firma befindet sich im Besitz von Lao Meng Khin, der für die regierende Kambodschanische Volkspartei (KVP) auch im Senat sitzt.
Die Ausgangslage war also recht eindeutig, als sich rund 100 Anwohner des Sees am Donnerstagmorgen vor dem Rathaus versammelten, um Gespräche mit der Stadtverwaltung über ihr drohendes Schicksal zu verlangen. Was dann geschah, bezeichnet selbst ein Vertreter der Organisation Adhoc gegenüber Voice of America als „brutal, ungewöhnlich und schwere Menschenrechtsverletzung“: Mehr als einhundert Polizisten stürmten mit Schlagstöcken und Elektroschockern in die Menge, um sie auseinander zu treiben. Dabei wurden mindestens vier Frauen bewusstlos geschlagen. Bilder zeigen u. a. eine am Kopf verletzte 71-jährige Frau und eine am Boden liegende jüngere Frau, an deren T-Shirt mehrere Polizisten zerren.
Die Polizei nahm neun Frauen und zwei Jungen im Alter von elf und zwölf Jahren fest. Nach Aussagen des Stadtgouverneurs Kep Chuktema sollen sie wieder freigelassen werden, sobald sie ihre Fehler erkannt haben. Phnom Penhs Polizeichef Touch Naruth gab gegenüber der Phnom Penh Post an, dass aus der Menge Wasserflaschen und Steine auf die Polizisten geworfen worden seien. Dies lies Ou Virak, Präsident der Organisation Cambodian Centers for Human Rights (CCHR) allerdings nicht gelten: Er sprach von einer „schockierenden und in keinster Weise zu rechtfertigende Reaktion auf einen friedlichen Protest der entrechteten Seeanwohner“.
Erst am Mittwoch hatten internationale Geber an die kambodschanische Regierung appelliert, die Bevölkerung in Landdisputen besser zu schützen. Das ist in etwa vergleichbar mit der Aufforderung an einen Bankräuber, die Sicherheit der Schließfächer zu gewährleisten.
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