Politik kann auch funktionieren: Das monatelange Engagement der oppositionellen Sam Rainsy Party (SRP) gegen die organisierte Anwerbung kambodschanischer Haushaltshilfen für den malaysischen Arbeitsmarkt hat sich nun doch ausgezahlt: Während einer Parlamentsdebatte am Freitag sprach Mu Sochua (SRP) Kambodschas Premierminister direkt auf die Situation im Nachbarstaat an. Hun Sen soll die Lage ähnlich bewertet haben und beauftragte seinen Stellvertreter Sok An, dem Arbeitsministerium das Moratorium zu verkünden. Als Grund werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen an den zumeist weiblichen Gastarbeitern genannt – deswegen hatte Indonesien bereits vor zwei Jahren die Grenze für Haushaltshilfen dicht gemacht. Bis zuletzt war über Kambodschanerinnen berichtet worden, die von ihren Gastfamilien schwer misshandelt wurden und dies teilweise auch nicht überlebten.
Malaysische Unternehmen kritisierten die Entscheidung der kambodschanischen Regierung als „hart und drastisch“. Doch sie scheint angesichts fehlender Gesetze zum Arbeitnehmerschutz und den daraus resultierenden Folgen überfällig. Von den rund 320.000 ausländischen Arbeitskräften stammen rund 50.000 aus Kambodscha. Wie vielen es davon gut geht und wer unter den Bedingungen zu leiden hat, ist zwar nicht auszumachen, aber nach Angaben einer malaysischen Nichtregierungsorganisation, die in diesem Jahr bereits 41 Kambodschanerinnen aus ihrer Lage „gerettet“ hat, sollen davon 25% sexuell missbraucht und 25% nicht genug zu Essen gewährt worden sein. Hinzu kommen noch physische Gewalt und Einbehaltung der Löhne, wogegen sich Fremdarbeiter in Malaysia kaum zur Wehr setzen können.
Von dem Moratorium sind die bereits arbeitenden Kambodschaner nicht betroffen – deren Situation bleibt also unverändert. Dass die kambodschanische Regierung diese Entscheidung als notwendig erachtete, ist allerdings nicht selbstverständlich: Jedes Jahr drängen rund 180.000 junge Menschen neu auf den Arbeitsmarkt, dessen Absorptionsfähigkeit trotz regelmäßig hohem Wirtschaftswachstum jenseits von sechs Prozent dennoch begrenzt ist. Migration von Arbeitskräften ist daher, wie in vielen anderen Entwicklungsländern der Welt, auch in Kambodscha ein wichtiges politisches wie wirtschaftliches Ventil. Dem wird von der Hun Sen-Regierung bisher vieles untergeordnet – dass jetzt aber die Menschenrechte im Vordergrund stehen, kann als überaus positives Signal gewertet werden. Ob Malaysias Regierung allerdings ebenfalls überfällige Schlüsse ziehen wird, ist wohl nicht zu hoffen.
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