Durchaus clever, mit der Verhaftung des Regimekritikers Mam Sonandao so lange zu warten, bis die Teilnehmer des ASEAN-Gipfels Phnom Penh wieder verlassen hatten. Denn wahrscheinlich war dies der einzige Grund, den Chef von Radio Beehive und Vorsitzenden der überparteilichen Democrat Association nicht schon bei seiner Ankunft nach einem mehrmonatigen Auslandsaufenthalt verhaftet zu haben. Mam Sonando soll im Zusammenhang stehen mit den angeblichen Sezessionisten im Dorf Prama, Provinz Kratie, doch einer von dort in die USA geflohener Hauptbeschuldigter hatte bereits angegeben, dass der bekannte Oppositionelle damit nichts zu tun habe.
Einem Bericht der Phnom Penh Post zufolge scheinen die Anschuldigungen, die Mam Sonando bis zu 15 Jahre hinter Gitter bringen könnten, tatsächlich einen anderen Hintergrund zu haben. So soll der 70-jährige, der außerdem die französische Staatsbürgerschaft besitzt, vor allem deswegen ins Fadenkreuz der Sicherheitskräfte geraten sein, weil er vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag eine Klage gegen Premierminister Hun wegen Menschenrechtsverletzungen insbesondere aufgrund der systematischen Zwangsenteignungen von Landbesitzern initiiert. Über die Chancen und die Hintergründe des Vorhabens hätten Gäste seines Radiosenders recht freigiebig diskutiert, wodurch sich Mam Sonando wohl eine höhere Aufmerksamkeit für seinen Plan erhofft hatte.
Dass so etwas in Kambodscha unter Hun Sen nach wie vor absolut tabu ist, hätte Mam Sonando durchaus wissen müssen. Dass er angesichts der realen Bedrohung dennoch in seine Heimat zurückgekehrt ist, lässt durchaus darauf schließen, dass er bereit ist, für seine politischen Ziele einen hohen Preis zu zahlen. Hun Sen kann zwar sein Verhalten nicht dulden, aber man darf durchaus bezweifeln, dass ihm ein bekannter Dissident – dazu noch in einem für kambodschanische Verhältnisse respektablen Alter – in einem seiner Gefängnisse wirklich einen Vorteil verschafft. Außerdem soll es sehr unwahrscheinlich sein, dass die Richter in Holland ein Verfahren aufnehmen werden. Doch das alles dürfte Mam Sonando nicht mehr vor der Rache des Premierministers schützen.
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