
Pressekonferenz mit Trauerflor: Oppositionsführer Sam Rainsy und Kem Sokha zeigten sich am Samstag solidarisch mit den Opfern vom Freitag. Mittlerweile wurde gegen beide ein rein politisch motivierter Haftbefehl ausgestellt. (Foto: PRKN)
Phnom Penh brennt und die Lage ist weitgehend unübersichtlich: Seit Donnerstag überschlagen sich die Nachrichten über die Offensive des Regimes gegen streikende Näherinnen und die politische Opposition. Nachdem gestern fünf streikende Arbeiter durch die kambodschanische Militärpolizei – eine der loyalsten Truppen Hun Sens – getötet und mehr als zwanzig weitere Personen schwer verletzt worden waren, wurde heute das Camp der oppositionellen Partei der Rettung der Kambodschanischen Nation (PRKN) am sogenannten Freedom Park (auch Democracy Square genannt) gewaltsam aufgelöst (siehe zu den Ereignissen der letzten Tage zahlreiche Videos online auf der alternativen Seite von KI-Media). Dabei waren uniformierte „Sicherheitskräfte“ von zivil gekleideten Schlägertrupps verstärkt worden, die mit äußerster Brutalität vorgegangen sein sollen – selbst auf flüchtende Frauen soll noch eingeschlagen worden sein. Gottseidank gab es dabei weder Tote noch Schwerverletzte. Die Stadtverwaltung von Phnom Penh hat weitere Demonstrationen der PRKN nun so lange untersagt, bis die öffentliche Ordnung wieder hergestellt sei, auch wenn es derzeit eher wie ein kategorisches Demonstrationsverbot klingt.
Inzwischen scheinen sich Gerüchte zu bewahrheiten, nach denen das Gericht in Phnom Penh Haftbefehle gegen das Führungsduo der Opposition ausgestellt habe. Sam Rainsy und Kem Sokha zeigten sich zwar noch während einer Pressekonferenz, sollen sich laut Phnom Penh Post aber mittlerweile an einem „sicheren Ort“ befinden.
Mit diesem Schlag dürfte sich Premierminister Hun Sen etwas Luft verschafft haben – es fragt sich nur, wie lange. Vieles erinnert an einen Pyrrhussieg, denn mit roher Gewalt wird er aus unzufriedenen Staatsbürgern keine zufriedenen Untertanen machen können. Aktuell spricht dennoch einiges dafür, dass die streikenden Näherinnen und die Opposition von den Maßnahmen des Regimes beeindruckt sind und nicht die ganz große, ultimative Konfrontation suchen werden.
Am Sonntag will die PRKN in ihrem Hauptquartier in einer buddhistischen Zeremonie den Opfern vom Freitag gedenken. Wenn sie denn gelassen wird.
Na ja, brennen ist übertrieben. Ich bin bis Samstagmittag in PP gewesen und habe mich umgeschaut und mit mehreren Personen gesprochen. Klar, die Lage ist unübersichtlich, insbesondere da die Militärpolizei nach mehrwöchiger Abwesenheit wieder stark präsent ist.
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