Ölförderung nicht vor 2017

Die Verhandlungen zwischen der kambodschanischen Regierung und dem US-Konzern Chevron über die Förderung von Öl und Gas offshore vor Sihanoukville ziehen sich weiter hin. Wie die Phnom Penh Post berichtet, könne es noch drei bis fünf Jahre dauern, bis der erste Tropfen Erdöl gefördert worden sei. Dafür ausschlaggebend sei vor allem Uneinigkeit bei der Frage, wie die Gewinne zwischen Chevron und Kambodscha aufgeteilt werden sollen. Aber selbst dann müssten noch weitere Punkte geklärt werden, was im Extremfall sogar bis 2019 andauern könnte. Dabei hatten die Amerikaner bereits 2010 öffentlich erklärt, dass die Ölförderung im Golf von Thailand durchaus rentabel sei. Deswegen habe der Konzern auch schon 160 Mio. US-Dollar investiert.

Das Öl, das 2003 entdeckt worden war, sollte ursprünglich ab 2009, dann ab Dezember 2012 gefördert werden. Warum es nun zu dieser unerwartet intensiven Hängepartie kommt, scheint aber auch der sonst gut informierten Phnom Penh nicht klar zu sein. Jedenfalls habe Chevron noch keine endgültige Entscheidung getroffen, überhaupt Öl zu fördern. Dabei wäre der volkswirtschaftliche Nutzen für Kambodscha enorm, da die Abhängigkeit von Ölimporten (die 2011 mit einen Gesamtwert von knapp 1,4 Mrd. US-Dollar den zweitgrößten Posten auf der Einfuhrseite der Handelsbilanz aufwies) schlagartig abnähme. Ob die geplante Raffinerie, die – getragen von chinesischen Investoren – eigentlich 2014 im Süden Kambodschas hätte errichtet werden sollen, unter diesen Umständen überhaupt noch gebaut wird, ist eher zu bezweifeln.

Neben den wirtschaftlichen Konsequenzen dürfte sich die Verzögerung auch auf die Innenpolitik Kambodschas auswirken. Als zurzeit korruptestes Land Südostasiens (laut Transparency International) war und ist es für Premierminister Hun Sen immer eine ganz zentrale Machtfrage gewesen, wie er seine Gefolgschaft bei Laune hält und neue Loyalitäten knüpft. Vor allem ist das natürlich eine Geldfrage, die mit sprudelndem Öl leichter zu beantworten ist als ohne. Die Opposition dürfte die Nachricht über die weiter ausbleibende Förderung daher eher positiv empfunden haben, will sie doch spätestens durch die Parlamentswahlen 2018 selbst die Regierungsgeschäfte übernehmen.

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