Zehn Monate nach den Schüssen auf drei Näherinnen während einer Demonstration für etwas mehr Geld ist das Verfahren gegen den durch Augenzeugen zweifelfrei identifizierten Täter endgültig eingestellt worden, ohne dass es überhaupt zu einer einzigen Gerichtsverhandlung gekommen ist. Der ehemalige Gouverneur der Stadt Bavet, Chouk Bandith, kommt damit wie fast alle Regierungspolitiker in den Genuss faktischer Immunität für begangene Straftaten, weswegen das Regime bis heute regelmäßig heftig kritisiert wird. Da die Opfer in einer Fabrik angestellt waren, in der für den deutschen Sportartikelkonzern PUMA Schuhe hergestellt wurden, fand der Fall auch international Beachtung. Doch die Hoffnung, dass sich das Unternehmen aus Herzogenaurach verantwortungsvoll und vor allem effektiv für seine Näherinnen einsetzen würde, wurde letztendlich enttäuscht.
Wie die Phnom Penh Post berichtet, sollen die drei jungen Opfer, alle junge Frauen zwischen 18 und 23 Jahren, über diesen Schlussstrich hochgradig enttäuscht sein. Ihnen war im März läppische 2500 US-Dollar geboten worden, wenn sie auf eine Anzeige verzichtet hätten. Zumindest eine Näherin will sich jedoch weiter für eine Verurteilung des Schützen einsetzen, der unter dem Schutz der stellvertretenden Premierministerin Men Sam An steht und heute unbehelligt für die Provinzregierung in Svay Rieng arbeitet. Von PUMA gab es unterdessen bisher noch keine Reaktion. Ein besonderes Interesse des Sponsors von Sprintstar Usain Bolt oder Borussia Dortmund an diesem Fall war in den letzten Monaten jedenfalls nicht erkennbar gewesen. Und letztendlich zählt nur das Ergebnis, und das lautet: Die Kultur der Straflosigkeit siegt über das Menschenrecht der körperlichen (und seelischen) Unversehrtheit.
Ob PUMA unter diesen Bedingungen am Produktionsstandort festhält? Vor allem der Mangel an Alternativen an anderen asiatischen Ländern mit generell besseren politischen wie infrastrukturellen Bedingungen spricht dagegen. (Trotzdem: Kambodscha ist nun wirklich nicht das Vorzeigeland der internationalen Bekleidungsindustrie, wie die Welt in einem an Ahnungslosigkeit kaum zu übertreffenden Artikel über die lokalen Bedingungen behauptet.) Letztendlich kommt es aber auf das Image an, das PUMA für einen erfolgreichen Vertrieb seiner Produkte benötigt. Für die Franken wäre es jedenfalls das schlimmste, würden die Konsumenten PUMA-Produkte mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung bringen. Gerade deswegen ist der Rat der kambodschanischen Nichtregierungsorganisation CCHR durchaus ehrlich und aufrichtig gemeint: PUMA habe gar keine andere Wahl, als Kambodscha nach diesem Skandal vollständig zu verlassen.
Es klingt wie das Pfeifen im Wald.